Unternehmer wie Privatpersonen sind alarmiert: Wie entwickeln sich die Energiepreise? Werden wir im Winter frieren müssen? Behindern Lieferengpässe an Gas die Produktion? Im Folgenden ein leidenschaftliches Plädoyer, auf nachhaltige Energieformen umzuschwenken. Den Impuls dazu hatte der Autor schon vor über 30 Jahren.
Erdöl ist über Jahrzehnte die treibende Kraft unserer Wirtschaft gewesen. Die Zeiten billigen Öls sind nun aber vorbei. Wie wollen wir zukünftig den weiter steigenden „Energie-Hunger“ stillen? Mit welchen Energieträgern wollen wir eine lebenswerte Zukunft schaffen, ohne uns selbst zu schaden? Als Leserin oder Leser dieses Artikels haben Sie wahrscheinlich eine ganz persönliche Überzeugung, wie diese globale Mammutaufgabe zu bewältigen ist. Es kann sein, dass Sie den folgenden Ansätzen zustimmen - und falls nicht, bringen Sie einfach die Offenheit für neue, zukunftsfähige oder enkeltaugliche Lösungen mit! Die großen Hoffnungen früherer Jahrzehnte in die Atomenergie, die aktuell neu aufkeimen, werden durch Reaktor-Katastrophen weggeschwemmt. Es gibt auch zu viele ungelöste Fragen zur Sicherheit des Reaktor-Betriebes als auch zum Verbleib der radioaktiven Abfallstoffe. Braun- und Steinkohle können wegen begrenzter Verfügbarkeit den steigenden Bedarf nicht decken, ganz ungeachtet der
Umweltschäden, denen wir uns uns selbst durch sie aussetzen. Die Zukunftstechniken mit Brennstoffzellen, Wasserstoffantrieben und anderem sind leider noch nicht so weit gediehen, dass ein wirtschaftlicher, naturverträglicher, großflächiger Einsatz vorstellbar ist. Was also bleibt?
Die Kraft der Natur
Seit Jahrtausenden nutzen Menschen die Kraft des Wassers und des Windes, um Getreide zu mahlen, Holz zu sägen, Mineralien zu Farben zu verarbeiten oder ferne Länder anzusegeln, Wasser zu pumpen und vieles mehr. Einige der frühen Techniken sind heute überholt, weil es effizientere Möglichkeiten gibt, mit denen bessere Ergebnisse erzielt werden. Was geblieben ist, ist die Kraft dieser erneuerbaren Energien, die heute effizient genutzt werden, will. Solange es regnet, schneit und Gletscher schmelzen, kann die Kraft des Wassers zur Energiegewinnung genutzt werden. Das Paradebeispiel ist Norwegen, das fast seinen gesamten Energiebedarf aus dem Gefälle von Wasser erzeugt. Zugegeben, wir haben andere Landschaften und viel mehr Bewohner. Dennoch wurden bei uns etliche Kleinwasserkraftwerke stillgelegt, die reaktiviert werden können, wenn der Gewässerschutz moderat betrachtet wird. In meinem Plädoyer für die Nutzung der Wasserkraft stelle ich mich vehement gegen den Bau von Stauseen. Denn hier sind letztlich die Umwelt- und Sozialschäden größer als der ökologische Gewinn bei der Stromerzeugung. In Deutschland liegt der Anteil der
Wasserkraft am Strommix bei rund drei Prozent.
Geschenke der Schöpfung
Als Menschen, die ihr Leben aus Gottes Hand nehmen, sind wir besonders sensibel für diese Geschenke des Schöpfers, die er uns zur Gestaltung überlässt. Sie dienen uns selbst und der gesamten Gesellschaft, eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen zu gestalten. Nach meiner Beobachtung gibt es in unseren Kirchen und Gemeinschaften leider noch viel zu wenig Überzeugungstäter, die der notwendigen Energiewende einen echten Push geben. Wir sprechen gerne davon, dass wir von Gott Gaben und Talente bekommen haben. Diese Gaben wollen sich entfalten, weil in der Gabe auch eine Verantwortung mitgegeben wurde. Stellen Sie sich einmal vor, Sie nutzen alle Ihre persönlichen Möglichkeiten, anhand der folgenden Beispiele. Sie können sicher sein, unsere gesellschaftliche Lage ändert sich gewaltig - und die Schöpfung erhält sich!
Chancen des Windes
Wind ist unerschöpflich, er bläst friedlich oder stürmisch in unterschiedlicher Intensität über verschiedenen Landschaften. Wir wissen eben nur nicht, wann, wo, wie viel Windkraft zur Verfügung steht, genau wie die frühen Segler, die fremde Länder eroberten. Sie verwerteten den wehenden Wind und erreichten vielfach ihr Ziel. Die Nutzung der Windkraft ist bei uns zu einem sehr strittigen Thema geworden, wobei manchmal das mögliche gemeinsame Ziel aus den Augen gerät. Ein Weg aus diesem Dilemma kann ein Entscheidungsprozess aus der Gemeinwohl-Bewegung sein. Die möglichen Alternativen werden mit allen Beteiligten aufgelistet und diskutiert. Daraus wird mittels Abstimmung, die Lösung mit der höchsten Akzeptanz ermittelt. Diese Methode eröffnet völlig neue Sichtweisen. Zur Anwendung braucht es nur eine souveräne Moderation. Der aktuelle Anteil der Windkraft am Strommix liegt bei etwa 34 Prozent.
Der heiße Energieträger
Über das Potenzial der Sonne haben wir bis jetzt noch nicht gesprochen. Sie scheint jeden Tag, rund um den Erdball in einer Intensität, die wir uns gar nicht vorstellen können. Die Nutzung der Sonnenkraft als Energieträger ist noch sehr jung. Anfangs wurde sie zur Erwärmung von Wasser (Solarthermie) genutzt, dann erst zum Erzeugen von Strom, der dann mit den Einspeisevergütungen des „Erneuerbaren-Energien-Gesetzes“ (EEG) populär wurde. Der aktuelle Anteil am Strommix liegt bei etwa fünf Prozent. Hier sehen Fachleute das größte Ausbau-Potenzial. Denn die gesamte auf die Erdoberfläche auftreffende Energiemenge ist 5.000 Mal größer als der aktuelle Energiebedarf der Menschheit. Manche Kirchen haben sich darauf eingestellt. So setzt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau dies seit vielen Jahren konsequent um. Sie betreibt bereits 100 Photovoltaik(PV)-anlagen auf kircheneigenen Dächern. Darüber hinaus hat sie in größere PV-Parks investiert. Die Eigennutzung dieser produzierten Energie ist ein weiterer Schritt.
Ein Geschenk des Himmels
Sonne, Wind und Wasser sind ein Geschenk des Himmels an uns Menschen. Wir können diese unerschöpflichen Energieträger für uns nutzen. Für den Verbrauch dieser Energien muss kein Mensch Geld Über das Potenzial der Sonne haben wir bis jetzt noch nicht gesprochen. Sie scheint jeden Tag, rund um den Erdball in einer Intensität, bezahlen. Es braucht nur die Technik zur Nutzung, einmalig, um für viele Jahre davon zu profitieren. Merkwürdig ist, dass die „Geiz-ist-geil“-Anhänger dies noch nicht für sich entdeckt haben. Denn: Wo gibt es einen größeren Einspareffekt? Der US-amerikanische Autor Jeremy Rifkin schreibt: „Sonne und Wind liefern Energie im Überfluss: In 88 Minuten gelangt so viel Sonnenenergie auf die Erde, dass die Menschheit damit ein ganzes Jahr lang mit Energie versorgt wäre. Die Nutzung von nur 20 Prozent des Windes auf der Erde würde den Bedarf der gesamten Weltwirtschaft siebenmal decken.“ Neben diesen erneuerbaren Energien entstehen zudem jedes Jahr riesige Mengen an verwertbarer Biomasse in Form von Gras, Gestrüpp, gefällten Bäumen am Straßenrand, die vielfach ungenutzt verrotten. Auch diese nachwachsenden Rohstoffe können wichtiger Bestandteil eines zukunftstauglichen Energie-Konzeptes sein. BioGas-Anlagen gehören in dieses Segment.Der Anteil am Strommix beträgt 5,5 Prozent.
Was habe ich davon?
Die aktuelle Diskussion um das Gas aus Russland führten wir bereits vor über 30 Jahren wegen des Öls der Saudis. Als junger Familienvater erlebte ich die enormen Preisschwankungen bei Heizöl und Benzin und schwor mir damals, uns davon unabhängig zu machen. Seit 25 Jahren heizen wir mit Holz und Sonne und sind völlig autark. In Sachen Strom schaffen wir ein Drittel Eigenversorgung und bauen aktuell einen Solar-Carport, um völlig unabhängig zu sein.
Jetzt steht die Frage im Raum, wie Sie als Privatpersonen, als Unternehmer, als politisch aktiver Mensch diese immensen Vorteile der regenerativen Energien für sich selbst, Ihr Unternehmen, Ihre Kommune nutzen können. Die gute Nachricht vorweg: Für all die genannten Ebenen, für ganz unterschiedliche Energie-Bedarfe gibt es passende Konzepte, die anhand Ihrer Möglichkeiten und Vorgaben individuell zu entwickeln sind. Daraus resultiert dann die anspruchsvolle Aufgabe, die echten Fachleute zu finden, die Ihre ganz persönliche Energie-Lösung mit Ihnen gemeinsam erschaffen. Die modernen, smarten Technik-Optionen gilt es zu nutzen. Fragen Sie danach.
Nur einmal investieren
Wenn Sie die Zusammensetzung des Strompreises kritisch betrachten, fällt auf, dass die eigentliche Stromerzeugung nur etwa ein Viertel des Strompreises ausmacht. Das bedeutet für Sie als Privathaushalt oder Ihr Unternehmen, dass Sie für Ihre Eigenversorgung nur einmalig in die Technik der Nutzung von Sonne, Wind, Wasser, Biomasse oder Geothermie investieren müssen, um jahrelang Netzentgelte,
Umlagen und Stromsteuern zu sparen. Leider verrät Ihnen das Ihr geschätzter Energieversorger nicht, denn dann verliert er ja einen wertvollen Kunden.
Die Erzeugung und Nutzung von Wärme durch regenerative Energien kann gegenüber der Vielfalt bei der Stromerzeugung noch etwas aufholen, dennoch gibt es bereits verlässliche Standardlösungen
durch Blockheizkraftwerke (die Wärme und Strom gleichzeitig liefern), Festbrennstoffkessel, Hackschnitzel-Heizungen oder
Geothermie-Konzepte.
Vier Gewinner profitieren
Die Investition in die eigene Energieversorgung trägt mehrere Effekte in sich und macht Sie selbst, die beteiligten Unternehmen, sowie die Natur und das Klima zum Gewinner. Indem Sie Ihr schlüssiges
Energiekonzept verstehen und umsetzen, davon begeistert weitererzählen, was andere ermutigt, es Ihnen gleich zu tun, hat auch unser Wirtschaftssystem gewonnen - in Form eines Best-Practice–Modells zu Klimaschutz und Ressourcenschonung. So entsteht eine Win-Win-Win-Win-Lösung zum enkeltauglichen Wirtschaften. Durch Energie, die unsere Welt – noch lange – in Bewegung hält.
Wilfried Brunck Jahrgang 1957, verheiratet seit 1984, ein eigener Sohn und drei Pflegesöhne. Theologische Ausbildung im Johanneum (Wuppertal), danach über zehn Jahre als Dekanatsjugendreferent aktiv. Mit Zusatzstudium Sozialarbeit anschließend zwölf Jahre in verschiedenen Bereichen der Diakonie engagiert. Seit 2007 -nach verschiedenen Zusatzqualifikationen – als Berater in Geldangelegenheiten für Privatleute, Unternehmen und Kirchen tätig.
Dieser Artikel ist in der Zeitschrift faktor c Magazin, Ausgabe 3/22, erschienen